"Charlie und die Halstuchbande"

Kulturradio

Ihre Eltern haben eigene Probleme, ihre beste Freundin ist krank. Als aber auch andere Kinder aus Charlies Klasse in die Mangel genommen werden, schmieden sie zusammen einen Abwehrplan. Noch bevor sie ihn umsetzen können, lassen Bazille und Co. plötzlich von ihnen ab. Rätselhaft ist das! Die Kinder nehmen die Fährte auf, schnüffeln ihnen quer durch Berlin hinterher, denn bald ist klar: Bei Bazille geht es jetzt um größere Fische. Um Einbruch, Diebstahl, Hehlerei. Und dahinter steckt ein skrupelloser Erwachsener. Nur wer?
Geschickt beleuchtet Autorin Nina Petrick beide Seiten des berühmten „Gemeinsam sind wir stark“. So, wie die Bande mit krimineller Energie zusammenhält, so halten die Kinder dagegen. Berlin ist abenteuerliche Kulisse und Handlungsmotor zugleich: Die Stadt bietet Raum für Geheimniskrämerei und Spurensuche durch Schrebergärten, Antiquitätenladen, Mietshäuser. Und sie verleiht den Figuren einen gewissen Großstadtcharme.
Souverän bewegen sie sich über die Schauplätze, zeigen munterforsches Selbstbewusstsein und ein lockeres Mundwerk, das gefährlichen Situationen etwas die Schärfe nimmt und doch die Spannung bis zum Showdown im Keller von Charlies Zuhause steigert. Petrick legt eine zweite Ebene an, die aus der Geschichte mehr als einen Krimi macht. Sie verarbeitet modernen Kinderalltag, Gewalt unter Kindern und Jugendlichen, Bandenbildung, materielle Fragen und Ansprüche, Eifersucht, Mitläufertum. Der literarische Ton bleibt konzentriert, ist nie aufgesetzt, sondern wird durch eigenwillige Figuren belebt, die unerwartet handeln und für Wendepunkte sorgen. Ein toller Schmöker für die Restferienzeit!